Diese 4 Makro-Trends beeinflussen die Hospitality-Branche 2020
Trend Nr. 1 – Forderung nach mehr Nachhaltigkeit
Die Millennials, auch bekannt als Generation Y (1981–1996), nehmen seit 2019 mehrheitlich den weltweiten Arbeitsmarkt ein, wohingegen sich die Generation der Babyboomer (1946–1964) immer mehr in den Ruhestand verabschiedet. Dieser Wandel hat auch Folgen für die Designentscheidungen von morgen. Denn die Generation Y fordert mehr Nachhaltigkeit. Nach dem „Sustainable Travel Report 2019“ von Bookings. com möchten 55 % der weltweit Reisenden eine nachhaltige Unterkunft buchen, doch das fehlende Angebot mache dies schwierig. Und nach einer Umfrage von Deloitte glauben 87 % der Millennials, dass der Erfolg eines Unternehmens an seinen Auswirkungen auf die Welt gemessen werden sollte. Für Hotellerie und Gastronomie bedeutet eine nachhaltigere Ausrichtung mehr Transparenz sowie beispielsweise das Entfernen von Einwegkunststoffen, die Überwachung des Wasserverbrauches und der Bezug lokaler Lebensmittel durch die Zusammenarbeit mit regionalen Bauernhöfen.
Trend Nr. 2 – Aus der Konkurrenz Inspiration schöpfen
Unternehmen wie Airbnb stellen zwar eine Konkurrenz für die Hotelbranche dar, doch Erfolgsgeschichten wie die des Moxy Hotels zeigen, dass es sich lohnen kann aus der Konkurrenz Inspiration zu schöpfen. Der Hotel-Aufenthalt entfernt sich vom traditionell-konservativen Image und wird immer mehr zu einer wahren „Experience“, die eher einem wohltuenden Aufenthalt bei Freunden ähnelt. Anstatt einer kargen Lobby-Landschaft entwickelt sich nun ein fließender Übergang: Wer einchecken will, muss nicht am Tresen rumstehen und warten – warum gönnen Sie sich nicht gleich einen Drink oder einen Snack während das Personal die Buchungsdetails durchgeht? Und auch für den kleinen Geldbeutel können die Reisenden viel erwarten. So hat selbst das kostengünstigste Zimmer eine Aussicht mit Wow-Effekt und eine Ausstattungen, die zum „Dolce far niente“ einlädt, aber genauso gut als Arbeitszimmer dient. Viele Hotels werden zum coolen Zuhause, in dem man alles machen darf, was man sich als Kind erträumt hatte. Mit allerlei Services und einer vielseitigen Ausstattungen bleibt kein Wunsch mehr offen. Wer noch um 2 Uhr morgens Hunger verspürt, kann diesen durch einen kurzen Besuch im hauseigenen Shop (der natürlich rund um die Uhr geöffnet hat) stillen. Wer nicht schlafen kann, lässt sich über das Zimmertelefon eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen oder schaut bis zum Morgengrauen ein paar Serien auf Netflix. Ganz kurios: Wem ein Einzelzimmer zu einsam ist, der kann sich das Zimmer mit einer fremden Person teilen – selbst „Mystery Dates“ sind möglich.
Trend Nr. 3 – Auf das Bewusstsein für Well-Being reagieren
Zuerst muss zwischen Well-Being und Wellness unterschieden werden. Wer bei Wellness an Massagen und Spas denkt, ist schon auf dem richtigen Weg. Denn hier dreht sich alles um die physiologischen Bedürfnisse, das Gefühl von Sicherheit und die dadurch entstehende mentale Entspannung. Der Begriff Well-Being (aus dem Englischen für Wohlbefinden) umfasst die psychischen und emotionalen Bedürfnisse wie Zugehörigkeit, Kultur, Wertschätzung, Selbstverwirklichung und Freiheit. Ähnlich wie bereits bei Trend Nr. 2 erwähnt, geht es auch hier um die Schaffung von Erlebnissen, wobei der Fokus auf den emotionalen Bedürfnissen liegt. Ob im Restaurant oder im Hotel, die Gäste sollen sich frei entscheiden dürfen, ob sie ungestört und allein sein möchten oder lieber mit anderen Menschen in Kontakt treten wollen. Neue Konzepte müssen erarbeitet werden, die neue kulturelle Strukturen und Verhaltensweisen auf den physischen Raum übertragen. Wie wird die physische von der digitalen Welt beeinflusst? Wie können beide Welten miteinander verknüpft und so gestaltet werden, sodass sich alle Menschen wohlfühlen?
Trend Nr. 4 – Weniger Gäste, weniger Kontakt – Dining nach der Pandemie
Wie verändert sich das Ausgehen nach der Pandemie und welche Einflüsse hat diese auf das Interior-Design? Diesen spannenden Fragen hat sich das Innenarchitektur-Studio „Roar“ gewidmet. Nach der Befragung von 170 Fachleuten und neun Experten aus der Interior-Branche liegt der Augenmerk des Trendberichtes besonders auf den Veränderungen für Restaurants. Es wird fest damit gerechnet, dass weniger Menschen Restaurants besuchen werden und wenn sie sich schon dazu entschließen, werden (und sollen) sie so wenig anfassen wie möglich. Physische Menükarten, Buffets und Barzahlungen werden damit zunächst der Vergangenheit angehören. Die WHO empfiehlt während der Pandemie, dass jeder Restaurantgast 2,5 Quadratmeter Platz benötigt. Jedoch wird geschätzt, dass diese Abstandsregelungen sich Anfang 2021 wieder auf die vorher üblichen 1,4 Quadratmeter verringern werden. Besonders in sanitären Räumen (wie der Toilette) wird es die größten Veränderungen geben, um bakterielle Infektionen zu vermeiden – über Sensoren sollen Türen, Toilettenspülungen, Seifenspender und Wasserhähne reagieren. Diese Technik ist nicht neu und kommt bereits in öffentlichen Toiletten zum Einsatz. Bereits vor Beginn der Pandemie entwickelte sich der Trend sogenannter Eskapismuskonzepte. Es geht um die Realisierung surrealer Designs und der Flucht vor der Realität. Gastronomen würden außerdem nach mehr Originalität drängen, wodurch eingängige Markenkonzepte weiter in den Vordergrund rücken. Ein Diskussionsteilnehmer des Trendberichts sagt sogar eine neue Form der architektonischen Moderne voraus, haben sich doch bekannte Designstile wie der „Mid-Century Modern“ durch Gesundheitskrisen des frühen 20. Jahrhunderts entwickelt. Einfache Linien, strenge Geometrie und moderne Materialien seien willkommen, kunstvolle Ornamente, (die schlecht zu säubern sind) werden dagegen abgelehnt. Eine starke Nachfrage nach antimikrobiellen Oberflächen auf Arbeitsflächen und Mobiliar wird erwartet. Eine weitere architektonische Veränderung bringt der Wunsch nach mehr Transparenz mit sich. Durch offene Küchen können Restaurants beweisen wie hygienisch sie arbeiten und gleichzeitig einen Einblick in die Zubereitung ersehnter Speisen gewähren.